Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich im Gebirge Fahrradurlaub machen würde, hätte ich ihn sehr sparsam angesehen und ihn gefragt, ob er weiß, wo der Hansi wohnt…Und dann mit meinem Zeigefinger gegen meine Stirn getippt!
Nun, der Hansi ist freigelassen und flattert jetzt munter über den Highlands… Und wir schieben und schieben und staunen und staunen und freuen uns über die wunderschönen Buchten mit Sandstrand und die Weite der Bergketten und die Sonne und den Wind und… Ich glaube, es schimmert ein wenig zwischen meinen Worten hindurch, dass wir glücklich sind….
Gestartet sind wir entlang des Loch Naver – und es regte sich kein Lüftchen!
Gehofft hatten wir, relativ unhügelig in Richtung Bettyhill an der Küste vorwärts zu kommen… Das stimmte auch in fast allen Punkten, nur unhügelig hat nicht so geklappt. Und heiß war es.. Erst hat Lisette es noch mit Wolkengucken versucht, aber es war kein einziges Wölkchen am Himmel!
Ganz bald schon hat sie sich verkrochen. Das hätten wir nach einer Weile auch gerne getan.. Obwohl die Landschaft bezaubernd war! Am Ende des Sees folgten wir dem Flusstal des River Naver, der allerdings auch eher müde dahin plätscherte. Auch hier in Schottland hat es eine ungewohnt lange regenlose Periode gegeben, die uns zwar viel Schweiß unter Regenkleidung ersparte, die Flüsse und Bäche aber inzwischen langsam austrocknet! Gegen unsere Austrocknung haben wir fleißig gegenan getrunken und eine Wasserflasche nach der anderen geleert. Trotzdem half irgendwann nur noch eine ausgiebige Schattenpause, für Rainer sogar mit Nickerchen im Gras! Ich habe in der Zeit nochmal in dem Flyer des “Strathnaver Trail” gelesen. Man kann nämlich auf unserer heutigen Strecke sozusagen eine Zeitreise machen. Es gibt von 4000 – 6000 Jahre alten Kammergräbern über einen Steinkreis bis hin zu Monumenten der Heldenverehrung allerhand zu entdecken! Was mich allerdings sehr berührte, war die Erinnerung an die “Highland Clearance”. 1845 wurden unendlich viele Highländer aus ihren Häusern und Dörfern brutal vertrieben, weil die Landlords den Platz für Schafe haben wollten! Mit denen ließ sich nämlich leichter und mehr Gewinn machen, als mit menschlichen Arbeitskräften… Es ist also kein Zufall, dass es Menschen mit schottischen Namen und Wurzeln in aller Welt gibt! Dieses Verbrechen ist bis heute vielen unbekannt, wurde uns erzählt.
Nach unserer Pause erreichten wir bald schon Bettyhill, wo der Taver in die Nordsee mündet.
Kurz steil nach unten gesaust und lange wieder bergan geschoben – und schon lag die nächste wunderschöne Bucht vor uns!
In luftiger Höhe berauschte uns der Ausblick über die Weiten der Highlands…
Einmal erfreute uns ein entgegen kommender Oldtimer-Konvoi! (Wie man sieht, waren sie bergab ganz schön flott unterwegs…)
Bevor wir heute Abend unser B&B erreichten, hielt der Tag noch eine riesige Freude bereit: wir konnten von unserer Höhenstraße aus im Dunst die Felsen der Orkney Inseln vor der Küste sehen!! (auf einem Foto leider nicht zu erkennen). Wir hoffen, Samstag übersetzen zu können!
Bis dahin radeln wir noch auf diesem grünen Samttischtuch, das so unordentlich über die (Kliff-) Kante hängt, weiter. Es ist offensichtlich ein bisschen zu lang und hängt schon lange in der Feuchtigkeit – es ist am unteren Rand schon ganz ausgeblichen!
Einfach nur WOW!
Traumhafte Bilder und vielen Dank für das mit Teilhaben an eurer Tour. Es macht viel Freude es zu lesen. Wir nehmen uns das in dreißig Jahren auch mal vor:-).
Weiterhin viele schöne Eindrücke und gesundes weiter strampeln.
Liebe grüße
Miriam, Johannes, Frederik und Konstantin