Heute haben wir es mal drauf ankommen lassen.
Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass in unserer Zielregion ausreichend Unterkünfte buchbar waren, und nachdem wir gestern so flott voran gekommen waren, haben wir heute einfach mal ausprobiert, wie weit wir kommen, ohne das Ziel vorher zu bestimmen. Der Tag war geradezu sommerlich, der Wind fächelte eher, als dass er wehte und die Radweg-Asphaltierungen luden zum Sausen ein, kurz, wir sind heute 70 km weit gefahren…Wenn wir noch ausreichend federnde Beine gehabt hätten, hätten wir ein Freudengehopse veranstaltet. So haben wir uns einfach nur grinsend gefreut! Bestimmt hat uns auch der Name “Middelburg” angespornt, denn ein gleichnamiges Dörfchen in der Nähe von Eutin in Schleswig-Holstein hat besondere Bedeutung für uns: dort besiegelten wir vor elf Jahren unsere Zusammengehörigkeit.
Das holländische Middelburg liegt auf der südwestlichsten Insel Hollands, im ” Holländischen Delta”, wie diese Region genannt wird. Hier haben wir seit gestern Insel-Hopping betrieben. Von Schreveningen aus radelten wir erst weiter durch den Dünengürtel an der Küste. Es ist übrigens auch Trinkwasser-Reservoir für Amsterdam. An manchen Stellen entlang des Weges kann man direkt Dünenwasser in die Trinkflaschen füllen. Lecker!
Wir haben nun zwei unserer Trinkflaschen ersetzt: sie rochen und das Wasser schmeckte so nach Plastik! Obwohl sie BPA-frei wasren. Das fiel uns noch mehr mit diesem guten Wasser auf.
Unser nächstes Ziel war Hoek van Holland. Dort sollten wir jemandem Grüße ausrichten (was auch geklappt hat). In der Region nördlich vor Hoek van Holland steht praktisch jeder Zentimeter Boden unter Gewächshäusern. Wir haben also entdeckt, woher das holländische Gemüse stammt!
In Hoek van Holland konnten wir zur Querung des Riesenhafens von Rotterdam eine Katamaran-Schnellboot-Fähre nehmen, die mit uns mitten durch die Hafenbecken sauste .
Lisette war begeistert und konnte gar nicht genug bekommen…..
Und als wir dann noch auf dem Sandstreifen einer künstlichen Insel in der Hafeneinfahrt Seehunde entdeckten, war es völlig um sie geschehen. Solche lustigen Tiere hatte sie noch nie gesehen!
Seit Rotterdam müssen wir uns übrigens auf die Beschilderung der Radwege verlassen: das Bikeline-Buch über den holländischen Teil des NSCR geht nur bis hier. Aber das Radwegesystem hier ist wie gesagt super. Es klappt also alles. So haben wir uns gestern dann bis Ouddorp vorgearbeitet. Wir kamen durch Waldstücke, deren Boden komplett mit Bärlauch bewachsen war. Die Knoblauch-Duft-Wolken kamen uns nach dem Gestank des Hafens geradezu himmlisch vor.
Um nach Ouddorp zu kommen, passierten wir schon das erste Sperrwerk.
Heute waren es zwei weitere und eine Brücke und morgen fahren wir wieder mit einer Fähre. Immer wieder blickt man auf die Nordsee.
(Apropos Fähre: während ich hier schreibe, sucht Rainer grade nach einer Fährverbindung nach Dover…von Ostende fährt nämlich keine mehr! Wir werden wohl bis nach Dünkirchen müssen…)
Lisette hat inzwischen fleißig geübt: sie kann jetzt ihren Namen schreiben!
Ich glaube, die vielen Komplimente von euch Mitlesenden haben sie angespornt. Sie bereitet sich schon mal darauf vor, falls sie irgendwann mal Autogramme geben muss…. Nun muss ich langsam aufpassen, was sie alles lesen kann. Heute fragte sie mich, ob die Holländer tatsächlich so schlecht kochen. Erst verstand ich überhaupt nicht, wie sie darauf kam. Aber als sie dann auch noch fragte, ob die auch noch stolz auf ihre Unfähigkeit in der Nahrungszubereitung wären, sonst würden sie es ja wohl nicht auch noch draußen an ihre Häuser schreiben, verstand ich: sie hatte die Schilder der Makler gelesen, die nach erfolgreichem Abschluss immer ein Schild aufhingen “verkocht” – verkauft!
Zum Abschied hat Holland uns heute nochmals bewiesen, dass es nicht nur flach ist:
So sah die Beschilderung der letzten Dünen-Überquerung aus…und es entsprach den Tatsachen!
Einfach herrlich zu lesen. Mach weiter so. Und die Bilder von Lisette……….eine wahre Freude.
Ich habe nun euren gesamten Blog gelesen und bin begeistert. Sowohl von der Tour an sich als auch von deinem Bericht, der so treffend den Alltag beim Radreisen beschreibt. Und als du in diesem Beitrag Middelburg in Ostholstein erwähnt hast, wusste ich dann auch, wer hier schreibt. Denn ich habe Verwandte in Middelburg und in meiner Kindheit in den 70er Jahren viele Wochenenden dort am See verbracht.
Wir wollen auch die NSCR fahren, wohl in zwei Teilen und zwar zunächst den skandinavischen Teil. Aber vielleicht werden wir jetzt, nach eurem Blog, über die Reihenfolge noch mal nachdenken.