Altnaharra, Loch Naver, nördlichste Highlands….

Auf, auf, wir schaffen das! “Das” ist unsere persönliche “Alpenüberquerung”….

Irgendwie mussten wir ja durch die Highlands, um die Durchradelung Groß Britanniens abzuschließen. Nach fleißigem Kartenstudium machten wir uns also auf 35 km bergauf gefasst.

Erste Station: Shin Falls, ein kleiner Wasserfall, an dem man die Lachse auf ihrer Reise stromaufwärts springen sehen kann. Theoretisch. Als wir mal kurz reinschauten, hatten sie wahrscheinlich grade Frühstückspause. Wir haben jedenfalls keinen Lachs gesehen! Dafür jede Menge Fliegen, Bremsen und Mitchies…! Das sind sehr blutrünstige, klitzekkeine Stechmücken, kleiner als jede Obstfliege, die einen am liebsten bei lebendigem Leibe fressen würden… Und sie tauchen nur wolkenweise auf! Bei Wind ist man etwas sicherer vor ihnen, auch bei Fahrtwind.

Zweite Station: Lairg, der letzte Ort mit Lebensmittelgeschäft für seeehr viele Kilometer, das wir zum Glück auch nutzten.

Weiter ging’s, immer leicht bergan, zuerst auf einer größeren, zweispurigen Straße, nach ein paar Kilometern auf einer einspurigen Straße mit Ausweichstellen. Wir hatten erwartet, dass wir uns durch ein enges Tal arbeiten müssten, aber ganz im Gegenteil: immer weiter gerieten wir auf eine Hochebene, die zum Hochmoor wurde, hohe, kahle Berge um uns herum!

Meine Ahnung, dass das Hochmoor renaturiert werden sollte, wurde später von einem Forstarbeiter bestätigt, den wir kennenlernten.

Die in die Straße eingelassen Metallstangen verhießen weite, unbewohnte Strecken.

Und so war es auch. Hin und wieder blieben wir kurz stehen, entweder wegen der Aussicht und Weite oder weil wir von Autos passiert werden sollten. Auf unserer Karte befand sich nach etwa zwei Drittel der Strecke ein Gasthaus. Wir fingen bei der stechenden Sonne irgendwann  an, von einem schönen, kühlen Getränk zu träumen. Das sollte Station drei werden, Crask Inn. Und dann…

Was für eine weise Voraussicht, Proviant in Lairg gekauft zu haben! Davon schmausten wir ein bisschen, enttäuscht und mit anderen, niederen Bedürfnissen.. Also musste doch wieder das WC (Wald-, Wiesen-, Windclosett) herhalten, was in puncto Diskretion in einem Hochmoor eine gewisse Schwierigkeit darstellte….

Nach noch ein paar Höhenmetern begann endlich die Abfahrt!!

Lobpreislieder schmetternd ließ ich mich hinunter rollen. Und dann musste ich  weinen – weil es so schön war, weil wir diese Reise machen können, weil ich früher schon so gerne meinen Kindern die “große, weite Welt” gezeigt hätte, weil ich so oft Fernweh gehabt hatte und nie die Mittel. Ich glaube, dieser Schmerz hat sich in dem Moment gelöst und in die Freude und die Dankbarkeit über unsere Reise gewandelt.

Wollgras, Klee, Binsen, erste Heideblüten und ein paar wilde Orchideen säumten unseren Weg, den Weg zum Loch Naver, nach Altnaharra und unserer Unterkunft, Station vier.

Und hier sind wir nun, glücklich, es so vergleichsweise einfach geschafft zu haben. Da können wir morgen zuversichtlich losfahren!

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