Strathkinness, St. Andrews…

Wenn das mal kein gutes Omen für den heutigen Tag war – oder eine Aufforderung?

Begleitet von lauter guten Wünschen unserer Gastgeber starteten wir in den Tag, auf in Richtung St. Andrews. Die nächste Steigung ließ nicht lange auf sich warten, war ja auch schon auf der Karte gut zu erkennen. Ein ganzes Stück konnten wir noch bergan fahren, dann war wieder schieben angesagt. Ich habe inzwischen ein “work around”, wie der Informatiker sagen würde, entwickelt, wie ich doch wieder selbst mein Fahrrad ganz ordentliche Steigungen hoch schieben kann: erstens die obenauf verpackte Kniemanschette hervor holen und anlegen, zweitens rechts neben meinem Rad gehen, um mein rechtes Knie zu entlasten und drittens das rechte Bein beim Gehen steif halten. Das mag zwar lustig oder sonstwie aussehen, funktioniert aber! Mit Pausen komme ich ganz schön weit. Und letztlich ist Rainer weiterhin gerne bereit, mir zu helfen – toll!

Auf diese Weise erreichten wir eine kleine Straße, die uns in der Höhe um einen Berg herum führte – und uns ein tolles Panorama bot! Die Hessen unter euch werden sich die Landschaft leicht vorstellen können, wenn ich sage, dass sie mich an den Blick vom Taunus über die Wetterau zum Vogelsberg erinnerte!

Lange Zeit fuhren wir ganz alleine auf dieser schmalen Straße. An der nächsten Kreuzung verstanden wir auch, warum:

Mit dem ” cycle event” war allerdings nicht unsere werte Anwesenheit und Nutzung der Straße gemeint. Irgendwelche Horden anderer Cyclisten sind uns aber auch nicht begegnet! Vielleicht hatten wir einfach nicht die richtige Uhrzeit erwischt?

Ein paar Mal fuhren wir an Pferdekoppeln vorbei. Die Pferde sahen ernsthaft so aus, als ob sie sich den Kopf darüber zerbrechen würden, auf was für komischen Rossen wir denn da vorbei traben würden… Mit einem besonders netten Grauen habe ich dann meinen Pausenapfel geteilt, immer ein Stück er, ein Stück ich, nacheinander! Und ICH habe sie aus dem Apfel heraus gebissen – nicht, dass hier Fragen in Sachen Hygiene auftauchen…

Einige Abfahrten weiter, in Ceres, lud mal wieder ein Schild “church open, welcome!” zur Besichtigung der örtlichen Kirche ein. Wie schön, dass ich dem nachgegangen bin, denn ich bekam etwas zu sehen, was es heute nur noch ganz selten in Schottland gibt (wie mir ein älterer Herr gerne erklärte). Die Bänke waren vom Mittelgang aus nicht erreichbar (nur von den Seitengängen aus), denn davor waren “Boxen” mit Sitzgelegenheiten und kleinem Tisch darin. Diese konnte man so umbauen, dass ein langer, durchgehender Tisch zur gemeinsamen Feier des Abendmahls entstand. Das wird dort sowohl mit Oblaten und Wein als auch als richtiges gemeinsames Essen gefeiert. Das hat mir wirklich gefallen!

 

Von Ceres aus fuhren wir durch ein felsiges, bewaldetes Flusstal, das mich sehr an das Lahntal ab Limburg erinnerte. Nur der Fluss, der hier glucksend dem Meer zustrebt, ist kleiner als die Lahn – dafür bewegter! Links der Fluss und rechts Felsen, von denen hin und wieder ein kleiner Wasserfall kam – eine richtig romantische Straße! Sie führte uns zum Fuß des letzten Berges vor St. Andrews. Wieder schieben…

Aber oben wartete etwas richtig Tolles als Überraschung auf uns. Grade als sich der Blick auf die Nordsee und die Bucht um St. Andrews öffnete, tauchte rechts ein Campingplatz auf, ein Campingplatz mit Hüttchen für echtes schottisches “Glamping” (glamerous camping), wie es auf der Seite “visit scotland” beschrieben wird. Und eine war noch frei!!! Hier übernachten wir heute (und sind so noch einmal drumherum gekommen, uns zum Schlafen bâuchlings rückwärts in unser Zeltchen und den geöffneten Schlafsack robben zu müssen…)!

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