Gillingham….

Wir fahren wieder!

Wir freuen uns beide, dass Rainer wieder so weit auf dem Posten ist, dass wir wieder unterwegs sein können. Heute waren es knapp 40 km, ohne dass einer von uns besonders schlapp wäre. Das macht uns sehr zufrieden. Und es waren  erstmal sehr warme Kilometer…erst zum Ende des Tages fingen wir an, uns nach dem Zwiebel-Prinzip wieder “in Schale” zu werfen. Aber bis dahin haben wir wieder viel gesehen. Vor allem auch viel Müll…an den Straßenrändern der Ausfallstraßen, der kleinen Nebenstraßen, in den Feldern…So langsam wächst in mir der Verdacht, dass nicht wirklich viele Briten ein Cambridge Dictionary besitzen (siehe Danielas Kommentar) und damit auch keine Ahnung haben, was “flytipping” ist…(“Ich habe noch nie einer Fliege was zu leide getan!!!”). Sonst würden sie nicht so achtlos soviel Müll einfach in die Natur werfen! Und ich hatte schon gedacht, im Kongo wäre es schlimm mit dem Müll…

Aber auch Schönes und Interessantes gab es! Z.B. konnte ich direkt bei einem Bewohner eines dieser lustigen Spitzturm-Häuser nachfragen, welche Bewandtnis es mit diesen Türmen auf sich hat bzw. hatte. Und, siehe da, diese “Oasttower” dienten zum Trocknen des Hopfens, der hier früher in der Gegend überwiegend angebaut wurde. Im Spitzdach lagerte der Hopfen, im Turm darunter entfachte man ein Feuer. Und die lustigen Aufsätze sorgten dafür, dass der Rauch immer abzog, indem sie sich gegen den Wind drehten.

Heute ist Kent in vielen Gegenden Obstanbaugebiet.

Beeindruckend sind auch die bis weit ins Land hinein tidenabhängigen Flussläufe und damit auch die kleinen Häfen, in denen die Boote oft trocken liegen. Diese Flüsse haben zum Schutz des Umlandes beidseitig kleine Dämme, nicht im Entferntesten zu vergleichen mit z.B. holländischen Deichen. Auf so einer Deichkrone schlängelten wir uns der Radroute folgend durch die Salzwiesen, lautstarkes Gequake zu beiden Seiten, als wieder mal so ein Mittelding zwischen Radlerbremse und Tierstopp (cattle-grid) auftauchte.

Wie sollten wir denn hier mit den Rädern durchkommen?? Zum Glück ließ sich die Pforte links öffnen, aber dahinter?? Hier fehlten wohl irgendwelche essentiellen Teile!

Mit vereinten Kräften trugen wir die beladenen Räder durch das Hindernis. Und die Takelagen der schief im Schlick liegenden Boote klirrten fröhlich im Takt dazu.

Inmitten der hügeligen Landschaft fanden wir ein schönes Plätzchen für unser Mittagspicknick. Vor sich hin sinnierend bemerkte Lisette: “In Holland hatten sie Lineal-Bäume, hier haben sie Lineal-Hecken!” Stimmt! In Holland gab es unglaublich viele, in Spaliere gezwängte Bäume (vielleicht, weil die Holländer nicht so viel Platz haben? Kleine Häuser und Spalierbäume?) und in England sind die Hecken entlang der Straßen, egal in welcher Höhe, wie mit dem Lineal geschnitten! Das strukturiert die Landschaft natürlich auf ganz besondere Weise.

Als wir uns heute zum ich weiß nicht wievielten Mal wieder durch eine Radler-Bremsung fädelten, nutzten zwei nette Herren – selber wohl passionierte Fahrradfahrer – die Gelegenheit, uns in ein Gespräch zu verwickeln. Dabei erhielten wir die Information, dass die “Tilbury-ferry”, mit der wir morgen die Themse überqueren wollten, sonntags frei hat…mal sehen, wie wir uns nun den Tag vertreiben. Vielleicht suche ich nochmal nach so einem hellblauen Lieferwagen. Das ist nämlich ein Eiswagen, bei dem Lisette und ich unser neuestes Lieblingseis entdeckt haben:

Für heute haben wir alle es uns erstmal im Premier Inn gemütlich gemacht: sehr zu meiner Entspannung schlafen heute auch unsere Fahrräder bei uns….

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