….hat das Recht auf ein paar Tage Sommer im April”, hat meine Großtante immer gesagt. Die haben wir jetzt offensichtlich!
Weil ich irgendwo versehentlich unsere Sonnencreme liegen lassen habe, machte ich mich heute Morgen auf die Suche nach einem entsprechenden Geschäft. Rainer hatte an der Rezeption des Hotels gefragt, ob sie so etwas neben Zahnpasta, Shampoo u.ä. auch verkaufen. Dass die Antwort abschlägig war, hatte er verstanden und, dass ihm irgendein Ort genannt wurde. Irgendwas mit “s”. Ich habe auch nicht geschaltet. Aber als ich zwei Kilometer den Berg hinunter den Schildern ” Superstore” folgte und auf “Sainsbury’s” stieß, musste ich laut grinsen…
Ausgerüstet mit neuer Sonnencreme, Tomaten, Wasser und Mintkeksen (….was für ein Snack…) ließ ich mich weiter den Berg hinab rollen. In Oarne machte ich bei der mittelalterlichen, kleinen Kirche St. Peter’s Halt. Am Rand des alten Friedhofes, der die Kirche umgibt, stand sogar eine Bank, wie gemacht für mein Skizzenbuch und mich. Und Lisette!
Während Lisette in die Weite träumt, summte sie das Liedchen “Nackidei, nackidei, alle sind heut’ nackidei….” – was so nicht ganz stimmte. ICH war immerhin sommerlich bekleidet, hatte nur keine Socken mehr an. Was mir natürlich gleich Blasen bescherte, wie jedes Jahr, wenn man das erste Mal ohne Socken in die Schuhe schlüpft.
Kurz darauf wuselte mir ein junger, schwarzer Spaniel um die Beine, Otto, wie sein Frauchen ihn rief. Und wieder ergab sich ein nettes Gespräch! Die Dame bereitete die Kirche für eine Veranstaltung vor und lud mich ein, die Kirche anzusehen. Mich berührt es immer, wenn ich an einem Ort stehe, den Menschen seit tausend Jahren mit geistlichem Leben erfüllen und der noch heute so genutzt wird.
Ich brauchte nur noch ein paar Minuten weiter zu radeln, da stand ich schon mitten in den Salzwiesen, direkt an der Küste.
Ich habe mich dann auf ein paar Treppenstufen gesetzt und mit Tusche und Pinsel versucht, die Farben einzufangen. Zum Glück machen Hummel ja ein lautes Gesumm, so dass ich trotz aller Versunkenheit auf ein besonders prächtiges Exemplar aufmerksam wurde. Und auf einen Schmetterling in ihrer Nähe. Was ich dann beobachtete, habe ich noch nie vorher gesehen: der Schmetterling verjagte die Hummel! Er flog gezielt und unglaublich schnell immer der Hummel hinterher, bis sie aufgab und abdrehte. Dann flog der Schmetterling zurück zum Ausgangspunkt. Es ist unglaublich, was alles am Wegrand zu entdecken ist, wenn man Muße hat!
Wieder zurück im Hotel trugen Rainer und ich alle unsere Vorräte in den Halbschatten und picknickten. Picknick ist sowieso eine tolle Erfindung, sagt auch Lisette. Und diese genialen Brote, auf die man einfach alles zusammen drauf legt (Salat, Käse, Hühnchen, Sauce usw.), zusammen klappt und dann genüsslich zubeißt. Nur nicht zwischenzeitlich loslassen!!
Von unserem Platz aus hatten wir einen guten Ausblick auf die Schaf-Weide. Dort bot sich uns ein Schauspiel, das uns laut auflachen ließ: etwa acht Lämmer forderten sich immer wieder gegenseitig mit allerliebsten Sprüngen in alle Richtungen und mit allen vieren gleichzeitig zum Spielen heraus! Leider war das Ganze sehr schwer fotografisch einzufangen, aber ein kleiner Schnappschuss zur Erinnerung ist Rainer doch gelungen!
Rainer geht es übrigens besser, aber er ist noch ziemlich schlapp. Der plötzliche Wetterwechsel von Kalt auf Sommer hat ihn wohl hinterrücks erwischt.
Zum Schluss noch zwei lustige Dinge: an einer Schranke vor einem Waldweg sah ich ein Hinweis-Schild, dass “flytipping” bei enormer Strafe verboten wäre. Um “Fliegen -stupsen” wird es sich wohl nicht handeln, oder um “Trinkgeld geben im Vorbeiflug”. Aber was das eigentlich heißt, konnte ich noch nicht herausfinden. Morgen frage ich mal einen Einheimischen!
Und die Fantasie bei der Vergabe von Straßennamen in Oarne hat mich auch sehr beeindruckt:
P.S.: Rainer hat die Frage der Übersetzung so gereizt, dass er nicht aufgegeben hat, bis er herausfand, was ich schon vermutet hatte:“flytipping” ist die Bezeichnung für “wilde”/illegale Müllentsorgung!
Hallo ihr beiden, ich konnte meine Neugier nicht bezähmen und hab mal gegoogelt: “flytipping” bedeutet soviel wie “wilde Müllkippe”. Aber herrlich fand ich diese Erklärung aus dem Cambridge Dictionary: “illegaly leaving things that you do not want next to a road, in fields, in a river etc.”. Warum das aber ausgerechnet SO heißt hab ich leider nicht gefunden. Alles Gute für Euch, v. a. Gesundheit für Rainer!