Als ich heute morgen aufwachte, hörte ich deutliches Windgeräusch und Regentropfen auf dem Veluxfenster…
Der Wind hatte über Nacht aufgefrischt und die Richtung gewechselt, die Luft war deutlich milder. Das ist allerdings nicht besonders hilfreich, wenn man gleich beim Losfahren die Regenhose über ziehen muss. Man schwitzt gewaltig…also, Regenhose wieder aus und lieber von außen bedröbbelt als von innen durchweicht!
Ich wünschte, der Faktor “Gegenwind” ließe sich auch so leicht händeln…aber egal, ob Jacke an, Jacke aus, Mütze auf, Mütze ab- der Gegenwind blieb! Und zwar dreißig Kilometer lang. Da hilft es auch nicht so richtig, dass der liebe Gott mal wieder zur Aufmunterung ein Shetland-Pony am Weg platzierte. Um uns zu erinnern, wohin unsere Reise geht.
Das machte nur Lisette quengelig “Sind wir bald da? Wie lange noch? Ich will zu den Ponys! Die Schokolade ist alle!!” Aber ich kann sie auch verstehen: unter dem Regenschutz meines Lenkerkorbes ist es auf die Dauer auch langweilig! Aber auch außerhalb des Lenkerkorbes gab es kaum etwas, woran das Auge mal hängen blieb… Die Kilometer wurden immer zäher, die Dörfer immer unbelebter, die Cafés immer “geschlossener”. Da, endlich, noch ein Watt-Info-Zentrum! Zwar ohne Mitarbeiter, aber zur freien Verfügung für jeden Besucher!
Ich weiß nicht, was toller war: die blitzsauberen Toiletten, der Kaffee-Münz-Automat oder die Holzbank für ein kurzes Nickerchen….
Wir haben jedenfalls alles genutzt, gepicknickt und sind im Internet auf Quartiersuche gegangen – gepriesen sei diese Technik. Sie erleichtert so Vieles.
So konnten wir uns in Bezug auf unser Ziel umorientieren. Und als wir raus kamen, hatte sogar der Wind nachgelassen!! So sind wir schließlich in einem Bed&Breakfast in St. Jacobiparochie gelandet, dem holländischen Ausgangspunkt für den Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
Heiß duschen, bisschen Abendbrot knabbern – und eigentlich schlafe ich schon…während es draußen heftig gewittert und Starkregen fällt. Da war das Wetter tagsüber ja richtig gut!!
Einen herzlichen Gruß aus dem sonnigen! Ems.
Respekt! Euer Mut und auch die Gelasenheit, mit der ihr den Widrigkeiten des Weges begegnet, haben meine Bewunderung. Hoffentlich werdet ihr dafür auch weiterhin mit so ganz besonderen Erlebnissen und Begegnungen belohnt!
Leider konnte ich (wegen technischen Unvermögens) Lisette das Osterschwein nicht schicken 🙁 . Aber auch sie verdient Hochachtung; schließlich ist so ein Fahrradtrip für ein Kleinschwein eine aufregende Angelegenheit.
Liebe Ute, es war so schön, einmal wieder mit dir zu sprechen, nochmals danke für deinen Anruf.
Die Engel mögen auch weiterhin um euch sein und euch behüten.
Christine