Heute hatten wir wirklich einen schönen Tag!
Morgens starteten wir noch mit kompletter Regenmontur. Aber wir konnten sie Stück für Stück ablegen, denn die Sonne hat sich durchgesetzt. Und der Wind, der half, die Regenwolken und den Nebel zu vertreiben, war heute….Rückenwind!!
Das Radwegenetz ist super durchdacht und in sehr gutem Zustand. An die Beschilderung gewöhnen wir uns noch, denn hier wird man von einem nummerierten Knotenpunkt zum nächsten geleitet. Erst hatten wir schon gedacht, dass wir unser gewohntes NSCR-Symbol gar nicht mehr finden. Aber heute sind wir ihm wieder begegnet. Und etwas ganz Spannendes haben wir in Sachen Umweltschutz entdeckt:
Das sind sozusagen Mülleimer, in die man vom Rad aus beim Fahren etwas hinein werfen kann. Und auch noch trifft!!
Wir haben angesichts des sich bessernden Wetters heute noch eine 50 km-Tour gewagt. Denn am Ende des Tages sind wir nun in einem netten, nicht zu teuren Quartier angekommen, wo wir über Ostern bleiben werden. Diese Aussicht auf eine Pause hat uns auch beflügelt.
Und lauter schöne Dinge, die wir entdeckten: die Schneeglöckchen sind zwar verblüht, aber die ersten Narzissen läuten ihre Osterglocken! Und bei manchem alten Gehöft zeigt sich das Kobaltblau der Szilla-Blüten unter den uralten Hängebuchen. An den Ufern der allgegenwärtigen Gräben zeigen sich die ersten gelben Sterne des Scharbockskrautes – jetzt lässt sich der Frühling nicht mehr aufhalten! Wer bekommt da nicht Lust, auch ein paar “bunte Violen” zu pflanzen?
Highlights heute waren für uns zwei Begegnungen. Beim Auschecken im Hotel am Morgen kam ich mit der – wie sich herausstellte – Hotelbesitzerin ins Gespräch. Sie erzählte, dass sie vor kurzem gerade erst umgezogen sei, weil sich ihr Haus durch “Erdbeben” gesenkt hätte und unbewohnbar geworden sei. Man kann sich unschwer vorstellen, dass mein ganzes Gesicht ein einziges Fragezeichen gewesen sein muss! Sie erklärte mir, dass in der Provinz Groningen noch bis 2030 Erdgas gefördert würde. Durch das Abziehen des Gases würde der Untergrund langsam ins Wanken geraten! Allein die Vorstellung, dass der Boden nachgeben könnte und das Meer sich das ihm abgetrotzte Land zurück holen könnte, hat mich noch Stunden beschäftigt. Und es hat mich berührt, wie schnell die Menschen sich im Gespräch öffnen.
Die andere Begegnung war ganz anderer Natur. Ich hatte in dem Dorf Warfum gerade vergeblich versucht, ob die Kirchentür vielleicht offen sei, als ein vorbeiradelnder Mann anhielt und mich auf holländisch fragte, ob ich gerne das Innere der Kirche sehen würde. Als ich bejahte, bat er mich, einen Augenblick zu warten, er würde nur kurz einen Schlüssel holen! Es folgte eine sehr persönliche Führung durch das alte Gotteshaus.
Ihren HÖHEpunkt für Rainer fand diese Besichtigung im Erklimmen des Dachstuhls …toll! Als ich währenddessen draußen auf die andere Straßenseite ging, um ein Foto von unseren Rädern an der Kirchentür zu machen, stoppte ein Auto. Der Fahrer wollte das Motiv nicht mit seinem Auto verdecken und wartete freundlich…
Aber MEIN persönlicher Moment war heute, als wir auf der Bank vor einer alten Bäckerei in der Sonne saßen und ein leckeres Stück Kuchen schmausten!