Sonntagsstille liegt über dem Land, eine besondere Art Stille, die ich schon als Kind empfunden habe.
Unterbrochen wird diese Stille heute nur durch das Geschrei der Gänse.
Aber bevor ich über unseren besonderen Sonntag schreibe, möchte ich noch drei Dinge zu Norddeich nachtragen:
1. Norddeich hat tatsächlich eine Weihnachtserinnerung in mir wach gerufen. Jedes Jahr nach dem Gänsebraten verschwand mein Opa zu seinem Radio und hörte die Sendung “Gruß an Bord” von Norddeich Radio. Die Frequenz dieser Funkstation konnten Schiffe in aller Welt hören. So wurde immer zu Weihnachten eine Radiosendung daraus gemacht, welche Grüße zwischen den Seeleuten und ihren Lieben hin und her gingen, manche sogar nicht nur vorgelesen, sondern direkt gesprochen. Das hat mich als Kind sehr fasziniert. Heute denke ich, was für eine Sehnsucht nach der “weiten Welt” mein Opa gehabt haben muss! Denn jedes Wochenende fuhr er auch nach Cuxhaven, “Schiffe gucken”. Er kannte so viele Details.
2. Gestern Abend hatten wir tatsächlich noch den Elan, von Norddeich aus südlich nach Norden zu fahren! Wir entdeckten eine sehr hübsche, kleine Stadt. Und ein sehr gutes italienisches Restaurant… Hmmm, was für ein Fest! Und wie faszinierend leicht unsere Räder ohne Gepäck sind…..
3. Falls jemand mal in Norddeich übernachten möchte und am Morgen auf selbst gebackene Brötchen und Brot steht – wir empfehlen das Hotel ” Nordseegruß” http://www.hotel-nordseegruss.de. Es ist ein weiteres Haus, das von jungen Leuten übernommen worden ist und mit viel Elan, guten Ideen und Unkompliziertheit geführt wird.
Von dort aus führte uns unser Weg über Land nach Greetsiel. Irgendwie hatte Rainer sich bei der Planung “vertan” und unser nächstes Quartier lag nur wenig mehr als 20 km entfernt. Heute Abend wissen wir auch warum: in Greetsiel hatte ich aus heiterem Himmel den ersten Platten! Rainer machte sich sofort fachkundig ans Werk, einen neuen Schlauch in mein Hinterrad(!) einzubauen.
Weil nicht noch viele Kilometer vor uns lagen, geschah alles in Ruhe, wie gut! Und wie gut, dass meine Behandlung von Rainers Daumen schon so gewirkt hatte, dass er wieder gut zugreifen konnte.
Bald schon konnten wir weiter fahren! Unser Ziel war Hof Akkens, mit Hof Café und Übernachtung. Das Café haben wir gleich genutzt! Dabei kamen wir mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch, ehemaligen Landwirten hier aus der Gegend. Es war ein sehr anregendes, hoch interessantes Gespräch über Landwirtschaft und die Geschichte Frieslands. Wir haben viel gelernt und das Gespräch sehr genossen.
Die Begegnungen unterwegs sind etwas ganz Besonderes! Und neben all den ermutigenden Worten zu unserem Vorhaben spüren wir ganz oft, wie eine Sehnsucht in den Menschen angesprochen ist. Wir sind sehr dankbar, dass wir diese Sehnsucht, diesen Traum leben dürfen!
Und wenn wir dann noch auf so liebe Christen wie die Betreiber des Hof Akkens treffen, dann wissen wir uns reich beschenkt!
Heute habe ich den Spruch gelesen “Radfahren ist Meditation in Bewegung!” Den fand ich richtig gut und musste sofort an Euch denken. Aber trotz aller Meditation auf den Weg achten! 😉
Grüße, Jens