Und so kam es, dass wir am Montag die Fähre zur Insel Sanday bestiegen. So ein Aufenthalt in einer Inselgruppe steigert den Punkt “Fähren” in unserer Statistik ungemein!
Was haben wir bloß für ein Glück mit dem Sommer….erst war das Wetter heute morgen noch eher gemischt, aber schon, als wir auf die Fähre warteten, hatten wir wieder strahlend blauen Himmel!
Lisette war etwas unruhig, weil die Hinweisschilder auf der Fähre nichts explizit über Schweine in der Fahrgast-Lounge sagten…
Sie hielt sich also bedeckt während der Fahrt und bespaßte nicht alle Mitreisenden.
Kleiner Einschub: die meisten Menschen trauen sich nicht, mich erwachsene Frau auf das Plüschschweinchen anzusprechen. Und wenn, dann denken sie, dass es unser Maskottchen ist. Wenn ich dann den eigentlichen Zweck von Lisettes Reise erkläre, staunen sie und fänden ein Buch mit Lisettes Erlebnissen toll. Wenn ich dann aber ein bisschen darüber plaudere, was für Besonderheiten Lisette hat – gierig auf Schokolade, nörgelig, wenn sie etwas haben will, liebt Fähren und Papageientaucher etc. – dann fangen die Leute an, mich für verschroben zu halten….Warum bloß???
Mitten durch die Inselwelt der Orkneys ging die Fahrt, keine nennenswerte Welle beeinträchtigte unser Wohlbefinden. Auf Sanday angekommen, strampelten wir erstmal zwei Hügel hoch, aber dann wurde die Insel Norddänemark sehr ähnlich. Auf der Fahrt durch die sommertliche Stille begegneten uns etwa sechs Autos – alle Fahrer grüßen! – fünfzehn Bläulinge (seltene Schmetterlinge), eine Hummel der Sorte, die es nur noch auf den Orkneys gibt (der Leib ist am hinteren Ende weiß) und mehrere Wasservögel, deren Namen ich nicht auf deutsch weiß. Interessierte, blitzblanke Kühe mit ihren Kälbern betrachteten uns nachdenklich und manch ein Schaf blickte vom Fressen auf, ein deutliches Fragezeichen im Gesicht.
Und nun stellt euch mal Skagen vor, umgeben von strahlenden Himmelblaus und geradezu karibischen Wassertürkisblaus in den Sandbuchten – dann kommt ihr der Sache nahe.
In einer kleinen Bucht, direkt am Wasser steht unsere Campingbude mit Picknicktisch – wir können unser Glück kaum fassen.
Nur für einen passenden Sonnenuntergang hat es nicht gereicht, der Himmel hängt jetzt am Abend voller zarter grauer Wolken. Und wir sind da, wo Himmel, Horizont und Meer ineinander fließen….
Auch hier auf der Insel gibt es sehr viele, prähistorische Funde. Morgen wollen wir uns ein sehr gut erhaltenes Kammergrab ansehen.
Ein bisschen herum radeln, ein bisschen am Steinstrand schwelgen,
die Stille und ihre besonderen Vogelrufe genießen – und ab in die Koje, so viel frische Luft macht müde!
Zweiter Sanday-Tag
Ausschlafen!
Draußen frühstücken!
Eine Insel zum Erkunden!
Eine Hütte zum Ausruhen!
Bis zum Nordende der Insel bin ich heute geradelt und ohne Fahrtwind wäre es sogar zu heiß gewesen… Der Asphalt schlägt Blasen, die knacken, wenn man darüber fährt! Aber auf dem Rad sitzend, ein bisschen Wind im Gesicht, war es wunderschön! Eine Bucht ist schöner als die andere, weiße Sandstrände, glasklares Wasser in allen Blautönen.
Hin und wieder fährt man an einem Haus vorbei. Viele sind leer, verfallen…
Immer wieder sieht man auch Ausgrabungen. Das Verhältnis der bereits erforschten Stätten dieser Insel zu den noch versteckt liegenden beträgt laut einer Karte etwa 5:100…..
Und dazwischen…..Weite! Inzwischen weiß ich, dass auf Sanday nur etwa 500 Menschen wohnen, aber deutlich mehr Schafe…
Und dann war heute der Tag der Seehunde! Manche lagen im flachen, warmen Wasser und sonnten sich, manche schwammen draußen in der Bucht, planschten und tauchten immer wieder weg. Ich habe gar nicht gewusst, wieviel Freude es mir macht, Tiere in freier Natur zu sehen!
Aber auch mit freundlichen Menschen kam ich in Kontakt und ins Gespräch. Eine Familie ist grade erst Anfang des Jahres hierher gezogen und steckte (noch?) voller Freude und Pläne.
Auch heute brauchte ich nicht beide Hände, um die Autos abzuzählen, die mir begegneten….Und selbstverständlich wird man gegrüßt! Diese Ruhe und Freundlichkeit ist unserer Welt so abhanden gekommen!
Rainer hat derweil “time out” genossen, wozu die Bucht, an der dieser Campingplatz liegt, auch wahrlich einlädt!
Vielleicht lassen sich heute Abend ja noch auf den Felsen gegenüber Otter sehen. Aber noch ist es – um 21:30 h – viel zu hell dafür….
Zum Sonnenuntergang nach 23:00 h (!) bekam ich zwar doch noch tierischen Besuch, allerdings keine Otter. Eine Katze, die genauso aussah wie damals unser erster Kater, betrachtete mit mir das Schauspiel:
Heute morgen nun fuhren wir mit der Fähre nach Kirkwall zurück, um nach kurzem Aufenthalt mit der nächsten Fähre nach Westray zu fahren. Von Sanday hatten wir uns im dicksten Nebel verabschiedet. Zeitweise war die Lichtstimmung wie bei einer beginnenden Sonnenfinsternis … In Kirkwall brannte die Sonne, während wir den Flug nach Bergen buchten (17.7.). Und auf Westray zogen wieder Wolken und Nebel auf.
Trotzdem machten wir auf der Fahrt zum Hostel einen kleinen Abstecher zur Kolonie der Papageientaucher – zum Glück!!! So viele süße kleine Gesellen!!
Guckt mal, wie nahe neben ihnen man sein kann!! Seht ihr die drei kleinen Kerlchen im Gras rechts neben Rainer? Sie hatten überhaupt keine Angst, hoppelten sogar eher ein bisschen näher, um uns neugierig zu betrachten!
Das war ein unvergessliches Erlebnis!
Morgen erkunden wir diese sich von Sanday sehr unterscheidende Insel. Dabei werden wir ganz sicher die beiden Berge dieser Insel eher umrunden, statt sie zu überqueren….!!