Jo, Findhorn war auch so eine Art Funkloch, so dass ich gestern nichts geschrieben habe. Außerdem war ich sehr müde. Das passte also zusammen…
Über Tag hatte ich innerlich schon einen Text ungefähr so zusammen gestoppelt: 48 Kilometer, viele Steigungen, 3x schieben, 1x Regen (unter einer Brücke abgewartet), 1x Hagel, auffrischender Wind, ein Umweg, Schottlands einziger Bibelgarten, sehr schnelle letzte Kilometer zur Unterkunft mit tiefdunkelgrauer Regenwolke im Nacken…wenig spektakulär das Ganze. Aber ich hatte die Rechnung ohne Lisette gemacht…Denn plötzlich erklang es aus dem Korb:” Haija fooks, duing okee?”
Dieses Schweinchen, das schnappt wirklich sehr schnell auf! Diese Art der verkürzten Begrüßung ist hier sehr üblich und soll etwa heißen How do you do/how are you, folks(Leute)? Sie hatte es zu den vielen freilaufenden Schweinen auf der Weide neben der Straße gerufen! Was dann kam, ging im allgemeinen Gegrunze unter. Ich kann hier also leider keine schweinischen Interna wiedergeben, nur ein paar Fotos:
Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass wir noch nicht allzu vielen Einwohnern älteren Semesters hier begegnet sind, denn die sprechen mit einem solchen Akzent, dass wir nur mit großer Mühe folgen können. Die eigentliche Sprache der Region Northeast Aberdeenshire ist nämlich “Doric”!(es gibt sogar den “Grüffalo” auf doric!). Und wenn Lisette allzu viel davon aufschnappt, verstehe ich sie nicht mehr… So wusste ich wenigstens, dass sie mit ” Hi lass, kids gud?” eine Sau auf ihre Ferkel ansprach (Na Mädel, sind die Kleinen brav?)
Übernachtet haben wir dann in Findhorn, einem kleinen Ort an der Küste einerseits und an einer Art Bucht/See andererseits (wechselnd trockenfallende Mischwasserbucht mit Salz- und Schwemmwiesen drum herum “, so meine Definition). Von hier aus arbeiteten wir uns weiter nach Westen vor, gegen wieder auffrischenden Wind, der Preis für aufreißende Wolken und Sonne. Zum Glück kamen wir in der ersten Hälfte des Tages durch ein Gebiet mit intensiven Aufforstungsbemühungen, d.h. Windschatten von Zeit zu Zeit. Klare, flache Flüsse rauschen über Kiesel ins Meer und ermöglichen einerseits das sogenannte Fliegenfischen.
(die angeln auch nur Fische, keine Fliegen!)
Andererseits liefern sie das klare Gebirgswasser für….? Richtig! Whisky! Den ersten habe ich heute probiert!
(Benromach Distillery, Forres)
Ziel des Tages war heute die Bucht des Moray Firth nördlich von Inverness.
(Da drüben werden wir nächste Woche unterwegs sein)
Hier haben wir uns in der Nähe des Fort George eingemietet, weil wir nochmal lange über das Wasser gucken wollten, ob wir wieder Delfine entdecken würden. Haben wir leider nicht, aber dabei ein herrliches Abendbrot-Picknick genossen( mmmmhh, ich hatte in einem Supermarkt Schwarzbrot entdeckt…!). Eingemummelt in Wollpulli, Jacke, Regenhose und Mütze – der Wind war sooo kalt – saßen wir am Wasser in der Sonne, schmausten und ließen uns meditativ von den Wellen am Ufer entspannen. Es ist so ein unglaubliches Geräusch, wenn das ankommende Wasser mit kleinen Kieseln über größere Kiesel am Ufer schlürft! Einen von den vielen glatten und flachen Kieseln habe ich zum Hinlegen auf eine Parkbank beschriftet, Vorderseite deutsch, Rückseite englisch…
Das Fort George wird übrigens bis heute für militärische Zwecke verwendet. Ein Farmer auf der nahen, gegenüber liegenden Seite des Firth wollte dem wohl ein Zeichen entgegen setzen. Er hat ein riesiges Peace-Zeichen in sein Land eingesäht! Klasse!
Und zum Abschluss nun noch ein ganz süßes Highland-Rind:
Schön das Liseth dich auf ihre Artgenossen aufmerksam gemacht hat. Bilder von glücklichen Schweinen sieht man ja leider nicht so oft. Von Liseth natürlich abgesehen 😊