Canterbury…

Links! Denk an’s links fahren….!!

Im Fährhafen in Dover brauchten wir nur der auf die Straße gemalten roten Linie folgen, um erfolgreich ins Stadtzentrum zu finden. Aber das war nur eine kurze Schonfrist. Ich habe mir im Moment zur spürbaren Erinnerung eins meiner Haargummis um meinen linken Daumen gemacht, damit ich ja nicht vergesse, wie ich zum Beispiel in einen der vielen Kreisverkehre hineinfahren muss.

Noch kostet es mich hohe Konzentration, mich im Straßenverkehr zu bewegen! Ich glaube, Lisette kneift manchmal ihre Äuglein ganz fest zu.

Das erste, sehr nette und private B&B in Dover hat uns gleich mitten hinein in die englische Normalität geholt. Viele verschiedene Blumendecors, Plüschiges, ungewohnte Durchlauferhitzer, Laken+Decken statt Bettbezüge und ein deftiges, englisches Frühstück – und die Herrin über Teebeutel und Toast mit Schürze. Da Rainer und ich schon oft in England und Schottland waren, fühlen wir uns ganz vertraut! Dazu hat auch folgendes beigetragen: Samstag Morgen in einer englischen Stadt und Rainer sitzt im Barbershop “to have his hair cut and his beard trimmed”. Ja, er hat jetzt einen Bart und ja, sieht richtig gut aus!

Danach haben wir uns mutig auf den Weg gemacht…

Man muss sich nämlich erstmal auf die besagten Kreidefelsen und zum Dover Castle hochkämpfen, bevor man weiter im Land in Küstennähe fahren kann. Knapp drei Kilometer ging es so steil hoch, dass mein Knie auch beim Schieben schlapp machte…Rainer ist das letzte Drittel zweimal gelaufen, denn er hat erst sein und dann mein Rad hochgeschoben!  Beim Weiterfahren war dann nicht mein Knie das Problem, sondern, dass wir erst ein ganzes Stück auf einer Straße mit einem A vor der Nummerierung fahren mussten…jetzt wussten wir, welche Bilder der nette Kellner auf der Fähre gehabt hatte, als er schwärmerisch von den ” B routes” sprach. Diese zauberhaften, manchmal recht engen, aber deutlich weniger befahrenen Straßen zwischen  Hecken und Feldern erreichten wir ein paar Kilometer später. Auf solchen “Country lanes” führt uns seitdem auch die prima Beschilderung des Fernradweges. Ab Harwich werden wir wieder direkt auf den NSCR stoßen.

So erreichten wir gestern Abend erst Deal und dann Sandwich, zwei typische Badeorte.

Wie beschaulich gegenüber Belgien….

Unser mutiges Drauflosfahren bezüglich einer Unterkunft wurde dann gestern Abend mit einem tollen Abend im “The New Inn” mit Pie und Burger, Livemusik und einem schönen “twin room” (einem Doppelzimmer mit zwei quietschenden Einzelbetten) belohnt.

Von hier aus, fast auf einer Halbinsel gelegen, machten wir uns nach einem deftigen Frühstück auf nach Canterbury. Auf besagten Nebenstraßen ließen wir uns von der Route 1 durch Felder, kleine Dörfchen mit z.T. so alten Hâusern, dass sie noch bleiverglaste, kleine Fenster hatten und kleine Waldstücke führen. Teppiche von Buschwindröschen, gesprenkelt mit “bluebells” (ich weiß leider den deutschen Namen nicht), erstes Gelb auf den Rapsfeldern, blühender Stechginster…- fast fühlt es sich schon wie Mai an!

Und dann haben wir uns gefreut, dass wir doch nicht mit einem Tandem unterwegs waren:

Wir trafen nämlich auf solche Bahnübergänge:

Als Einzelradler brauchten wir uns nur an solche Anweisungen zu halten:

So gelangten wir nachmittags nach Canterbury. Hier bleiben wir für zwei Nächte in der sehr netten Jugendherberge. Die ist in so einem verwinkelten, alten Backsteinbau untergebracht, wie man sie immer in diesen College-Filmen sieht, sehr romantisch!

Wir folgten einem Tipp, an der Complet/Abendandacht in der großen Kathedrale von Canterbury (“Die Säulen der Erde”) teilzunehmen, um die Touristenmassen am Tag zu umgehen. Das war super! Und verknüpfte mich innerlich mit so Vielem, aber ganz besonders mit der Studienreise in das Stift Göttweig zum Abschluss der diakonischen Ausbildung.

Ich freue mich auf den Pausentag hier in der alten und geschichtsträchtigen Universitätsstadt!

 

 

 

6 Antworten auf „Canterbury…“

  1. Puh, du hast drei Tage nicht geschrieben – wir haben uns schon Sorgen gemacht ;o) Wir gucken ja jeden Abend auf deine Seite… Wie schnell doch Gewohnheiten entstehen ;o)) Aber alles ist gut, wie gut! Und lass dich jetzt bitte bloß nicht zum Schreiben gedrängelt fühlen!!! Wir üben uns in Geduld :o) Liebe Grüße!

  2. Hallo Ihr Zwei,
    ja, da kommt doch Fernweh in mir auf – insbesondere bei den Erinnerungen an die gemeinsamen schönen Urlaube in Schottland. Freue mich auf Eure Erlebnisse aus Edinburgh, Aberdeen etc.
    Bei dem Bild vom Tandem habe ich mir Euch darauf vorgestellt: vorne Rainer schwitzend und aufgestanden tretend. 🙂 Nur für den Sonnenschirm ist es noch etwas zu früh, oder? 😉
    Und ein Bild von Rainer mit Bart – unbedingt posten!!! Allerdings ein kleiner Tipp an Rainer: Den Bart hin und wieder doch etwas kürzen, sonst könnte er sich in den Speichen vom Hinterrad verfangen! [Gröhl!]
    Ja dann wünsche ich Euch einen erholsamen Ruhetag sowie weitere schöne Reiseeindrücke!
    Viele Grüße an Euch und Lisette, Jens
    P.S.: Noch etwas an Lisette: Du gewöhnst Dich bestimmt schnell an den Linksverkehr. Also lass die Äuglein ruhig offen und vertraue Deiner Mitfahrerin! 🙂

  3. Hey, ich möchte auch ein Bild von Rainer mit Bart 😊 habe ehrlich gesagt nach dem lesen damit gerechnet 😯
    Erholt euch , belastet die Knie nicht so sehr und genießt die Pause.
    😙

  4. Hallo Ute, hallo Rainer,
    Ich habe jetzt auch das virtuelle Rad bestiegen und bin dabei.
    Eine Eurer Etappen, nämlich Wilhelmshaven, war meine erste Etappe mit Rainer. Hier habe ich ihn durch Matthias kennengelernt.
    Da Jens hier ja schon einige Erinnerungen geschrieben hat… Bald wird es wärmer und es gibt Fliegen. Da muss man beim Jagen vorsichtig sein. Stimmt es Jens? HiHi.

  5. Hallo Michael, hallo Ihr Radler,
    yep, stimmt! Fliegen bzw. Mücken im engen Zelt zu jagen kann das Nasenfahrrad falten! 🙂 Aber das kann Euch ja beim B&B nicht passieren. Ich hatte mich daraufhin übrigens entschlossen, mir auf Anraten Rainers eine biegsame Brille (Titanflex) anzuschaffen. Rainers Brille hatte die damalige Radtour nämlich unverwundet überlebt! 😉

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