Waschsalon (Blankenberge, Belgien)

Was einen Menschen so glücklich machen kann….

Wir haben heute Abend tatsächlich in Sichtweite des Radweges ein günstiges Hotel neben einem WASCHSALON gefunden!

Bisher sind wir mit Handwäsche und manchmal einer Maschinenwäsche in Privathäusern gut zurecht gekommen. Aber dann ist ein Waschsalon natürlich eine super Gelegenheit! Wer kann schon von sich behaupten, zum Waschen nach Belgien zu fahren??

Heute morgen hatten wir leichte Anlaufschwierigkeiten. Die vielen Kilometer der letzten Tage hatten doch Auswirkungen. “Elanlos” beschreibt es wohl am besten. Auf Lisette traf das allerdings nicht zu, eher im Gegenteil: sie hatte gestern Abend im Halbschlaf noch mitbekommen, dass heute wieder eine Überfahrt mit einer Fähre bevorstand. Da wollte sie dieses Mal gut vorbereitet sein und sich entsprechend der zu erwartenden Geschwindigkeid kleiden. Sie war total zapelig und nix klappte…

Erst ein letztes holländisches Schokostreuselfrühstück rückte alles wieder zurecht!

Auf zur Fähre über die Westerschelde! Als Lisette das Schiff sah, war ihre Freude groß – das könnte bestimmt noch schneller fahren als das in Rotterdam!

Wie groß war dann ihre (und Rainers) Enttäuschung, als das Schiff praktisch im “Schritttempo” über das Wasser glitt….

Lisette hat sich bis zur belgischen Grenze in ihrer Schmollecke verkrochen. Und nur ein letztes Mal Poffertjes, diese kleinen, runden Gebäckteile aus einer Art Pfannkuchenteig, konnten sie wieder hervor locken!

Das Überfahren der belgischen Grenze haben wir auch nicht bemerkt, genauso wenig wie vor ein paar Wochen das Uberfahren der holländischen Grenze. Nur die Architektur veränderte sich. Was nicht nur daran lag, dass wir uns dem ersten belgischen Badeort durch einen Nobel-Vorort näherten. Sogar die Strandhäuschen sehen hier anders aus!

Und plötzlich standen wir mitten drin im Gewühl, erst der “Shopping Mall” und dann der Promenade. Und alle sprechen plötzlich französisch! Wieder ein Weltwechsel…

 
Immer wieder werden wir von Menschen angesprochen, denen wir mit unseren bepackten Rädern auffallen. Der Blick wandert über uns zu den Packtaschen und dann zu…. nein, nicht zu dem süßen kleinen Schweinchen in meinem Korb, sondern zu der technischen Ausstattung der Räder! Und schon beginnt ein Gespräch und die Frage nach dem Woher und Wohin. Und in allen unseren Gesprächspartnern werden Sehnsüchte wach! Das reicht von dem erfahrenen Weltenbummler, der am liebsten alles stehen und liegen lassen würde, um mitzukommen, bis zu der einfachen Frau, deren Gesicht man ansieht, welcher Film vor ihrem inneren Auge abläuft, wenn sie sagt: ” O, da werden Sie ja so viel sehen, da werden Sie ja soviel Neues sehen!” Heute unterbrach sogar ein Radfahrer seinen Weg, folgte uns und sprach uns an, als Rainer ein Foto im Hafen von Zeebrügge machte. Wir gerieten sofort in schwärmerische Fachsimpelei! Plötzlich unterbrach ein schrilles Klingeln unser Gespräch abrupt: die Klappbrücke, auf der wir standen, würde sich gleich öffnen…!

Als wir an anderer Stelle einmal nachdenklich vor Schild und Karte standen, sprach uns ein Mann an, ob er uns helfen könne (was übrigens sehr oft geschieht. Nicht die Ratlosigkeit, aber die freundlichen Hilfsangebote!). Wir gerieten auch hier sofort in ein interessantes, weiterführendes Gespräch – er flämisch, wir deutsch…Und wir konnten einander verstehen!!

Was für ein Genuss, dass wir einfach die Zeit laufen lassen können! Das “hier und jetzt “, der Mensch, der vor einem steht, ist wichtig. Und wenn ich von Weitem beobachte, wie ein Paar versucht, sich und den Leuchtturm zusammen auf ein Foto zu bekommen, kann ich anhalten und ihnen anbieten, sie zu fotografieren. Wir müssen uns nicht beeilen!